Bau des Waldhauses
Bau des Waldhauses

Die große Aufbruchstimmung nach dem Öffnen der Grenzen war überall spürbar. Gerade hier in unserem Dorf war nach Jahrzehnten der Umzingelung mit Stacheldraht und Sperren der Drang groß, die umgebende Natur und besonders den Wald wieder zu erkunden und zu erleben.

Ds Gerüst steht
Ds Gerüst steht

 

Eine kleine Gruppe, geschart um Werner Schößler, nutzten diese neue Freiheit, um nicht nur zu erleben, sondern auch zu handeln. In unzählig vielen Arbeitseinsätzen wurden alte und neue Wanderwege erschlossen, Schutzhütten und Rastplätze errichtet und zwei Feuchtbiotope angelegt. Doch das war noch nicht alles, der Wunsch nach einem festen Gebäude in unmittelbarer Waldnähe im sogenannten Niemandsland beeinflußte immer mehr die Gedanken. Dieser Gedanke hätte ohne das selbstlose und aktive Handeln von Werner Schößler nicht verwirklicht werden können. Mit nur wenig Geld, das durch andere Dienstleistungen erarbeitet wurde, großem Einsatzwillen aller Beteiligten und vieler guter Worte um Hilfe mit Technik wurde es möglich. Auch die Behördengänge, die für die Genehmigung nötig waren, gestalteten sich als komplizierte Hindernisläufe. Das Endergebnis – die Genehmigung – war allerdings nur zu dieser Zeit möglich.

 

Alte Grenzplatten von den Fahrzeugsperranlagen, ursprünglich für den Wohnungsbau produziert, wurden als Basis für die Gebäudegründung verlegt. Das Holz wurde im Wald geschlagen, zum Sägewerk Bäumler transportiert und dort geschnitten. Im alten Dreschschuppen am Berkaer Weg wurde es gezimmert, die Zeichnung erstellte der Architekt Werner Schößler. Der Robur der Gemeinde mit dem Fahrer Hans Koch war für die Transporte sehr nützlich. Ziegelsteine erhielten wir von Fritz Löhr, er hatte die Stallanlage auf seinem Grundstück abgerissen. Die Steine wurden vom alten Mörtel gereinigt und dann wieder vermauert, wie es in der DDR so üblich war.Um an etwas Geld zu kommen, holten wir von der Grenzanlage die Betonpfosten und umzäunten den Mülllagerplatz am Berkaer Weg.

 

So entstand Stück für Stück unser Waldhaus – ohne staatliche Fördermittel. Viele, viele Stunden Arbeitszeit wurden von den Mitgliedern des dann gegründeten Heimat- und Wandervereins in dieses entstandene Kleinod investiert. Ich möchte nur den weiteren Ausbau, die Pflege der entstandenen Freiflächen und nicht zuletzt die Brennholzgewinnung erwähnen.

 

Es erfüllt uns mit Stolz, wenn wir heute nach 20 Jahren feststellen, die Attraktivität und Beliebtheit des Waldhauses sind ungebrochen. Menschen, nicht nur aus unserer näheren Heimat erleben hier schöne Stunden in der herrlichen Natur und den gepflegten Anlagen. Besonders nach der Wendezeit lernten sich im Waldhaus viele Menschen wieder kennen, die sich über die Jahre der Trennung fremd geworden waren.

Am 1. Mai und am Himmelsfahrtstag ist das Waldhaus jedes Jahr Treffpunkt für viele Menschen unserer näheren Heimat. Auch in der Winterzeit, wenn der Schnee die Landschaft mit einem weißen Kleid zudeckt und der Frost dem Wanderer eine rote Nase verpaßt, entsteht am wärmenden Kamin eine angenehme Stimmung, wenn man dem Lodern der Flammen zuschauen kann.

Hinter diesen vielen schönen Begebenheiten steht aber die doch oft harte Arbeit der Mitglieder des Vereins. Hier zeigt sich, wie wichtig Vereine für eine Gemeinde sind, sie tragen entscheidend dazu bei, daß die Gemeinde nicht nur Schlafplatz nach getaner Arbeit ist, sondern mit Leben erfüllt wird, das zum Wohlbefinden  ihrer Bewohner beiträgt.

14 Tage Urlaub in der Ferne können nicht alles ausgleichen. Wir haben gerade in unserer Flur so  schöne Plätze, die immer wieder viele Menschen anziehen und bewundern, ich denke hier an das Naturschutzgebiet Rhäden, die ausgedehnten Rad- und Wanderwege mit Ruhebänken und Schutzhütten und nicht zuletzt an unser Waldhaus und seine Anlagen.